Lokibo Blog

Unser Buchtipp der Woche – “Im Westen Nichts Neues” von E.M. Remarque

Guten Abend ihr Lieben,

diese Woche empfehlen wir euch einen lehrreichen Roman – “Im Westen Nichts Neues” von E.M. Remarque.

„Wir liegen neun Kilometer hinter der Front. Gestern wurden wir abgelöst; jetzt haben wir den Magen voll weißer Bohnen mit Rindfleisch und sind satt und zufrieden. Sogar für abends hat jeder noch ein Kochgeschirr voll fassen können; dazu gibt es außerdem doppelte Wurst- und Brotportionen“ – das die ersten Zeilen des Romans, der zu den meistverkauften Romanen der Weltliteratur gehört.

Unbenannt

Diese ersten Zeilen haben es in sich: Die Soldaten kommen von der Westfront zurück, alle zwei Wochen dürfen sie sich erholen, der nächste Trupp geht dann an die Front, bis wenig später selbst wieder an die Front müssen. Töten. Erholen. Töten. Für 150 Soldaten wurde gekocht. So groß war der Trupp. Nur 80 kamen zurück – die Mahlzeiten der toten 70 Soldaten werden auf den Rest verteilt. Reichliches Essen. Brutaler Hintergrund. Erster Weltkrieg. Die Hauptfigur heißt Paul Bäumer, 18 Jahre alt, von der Schulbank in den Schützengraben. Er liegt mit seinem Trupp im Schützengraben, tagelang, sie kommen nicht voran. Der Feind liegt gegenüber. Ist der feindliche Schützengaben eingenommen, rücken sie ein paar hundert Meter weiter vor. Dann liegen sie im nächsten Schützengraben. Ein Stellungskrieg. Ein zäher Krieg. Zermürbend.

Die Verluste sind groß. Allein in den ersten beiden Monaten sterben im Ersten Weltkrieg mehr Soldaten als im gesamten deutsch-französischen Krieg ein paar Jahrzehnte zuvor. Pauls Lehrer Kantorek hat ihm den Krieg schmackhaft gemacht: Er könne ein Held des Vaterlandes werden. Das hatte er im Kopf, als er stolz für Deutschland in den Krieg gezogen ist. Jetzt liegt er in Schützengräben und ist nicht mehr stolz. Hunger, Durst, Angst, Tod.

Sein Lehrer war nie selbst im Krieg. Man kann sich Krieg nicht oder schwer vorstellen – ohne es selbst erlebt zu haben. Paul erlebt es; in aller Härte. Er tötet beispielsweise einen jungen Franzosen mit einem Messer und muss stundenlang neben ihm liegen, weil er seine Position nicht verlassen kann – ohne dann selbst getötet zu werden. Er weint. Er verliert Freunde, einen nach dem anderen. Sein Freund Franz Kemmering stirbt elendig in einem Lazarett. Paul steht an seinem Bett. Am Ende wird keiner seiner Freunde mehr am Leben sein. An der Kameradschaft untereinander halten sie sich fest; nur das haben sie.

Selten gibt es Heimaturlaub – und diese Heimaturlaube schockieren. Pauls Vater, der nie im Krieg war, fragt interessiert, ob Paul schon einmal in einen Nahkampf verwickelt war und jemanden getötet habe. Paul spürt, wie weit die Vorstellungen und die Realität auseinander gehen. Töten. Blut. Schmerzen. Und dann noch das schlimme Gefühl, das ihn immer wieder überkommt: Was nach dem Krieg aus ihm werde? Er fühlt sich im Heimaturlaub „zuhause“ schon entfremdet und deprimiert; keiner versteht ihn und was er erlebt. Er weiß auch nicht, wie lange der Krieg noch gehen wird. Er hat keinen Schulabschluss. Die älteren Soldaten haben zumindest einen Beruf, in den sie zurückkehren können. Die jungen Soldaten haben das nicht. Paul hat Angst – im Krieg und auch schon ein wenig vor der Zeit danach (zu dieser Zeit danach hat Remarque übrigens einen Fortsetzungsroman geschrieben, „Der Weg zurück“, in dem es eben darum geht, wie es den jungen Soldaten nach der Rückkehr aus dem Krieg ergeht).

Für Paul wird diese Zeit nicht kommen: Er wird erschossen. Wie alle seiner Klassenkameraden. Dieses Buch ist hart, brutal, schockierend, frustrierend. Krieg ist fürchterlich – aktuell gibt es mehr als hundert Kriege auf der Welt. Wir kennen sie nur aus den Nachrichten; an anderen Orte, auf derselben Welt, finden sie statt. Viele Paul Bäumers. Der Autor war selbst als junger Mensch im Krieg; er weiß, wie es ist. Erschienen ist das Buch bereits 1928 bei „Kiepenheuer & Witsch“ – immer noch geht es unter die Haut. Ein tiefer Blick. Unser Buchtipp!

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